„Strange the Dreamer – Der Junge, der träumte“ von Laini Taylor
- Autorin: Laini Taylor
- Genre: Fantasy, Jugendbuch, Historische Fantasy
- Verlag: ONE
- Jahr: 2019
- Seitenzahl: 353 S.
Handlung
Lazlo Strange wächst als armer Waisenjunge in einem Kloster auf, wo ihm ein seniler Mönch von einer geheimnisvollen Stadt erzählt. Er kann von diesen Geschichten gar nicht genug bekommen und eines Tages verschwindet die Stadt einfach aus dem Gedächtnis der Menschen. Außer aus Lazlos.
Er wird als Botenjunge in die berühmte Bibliothek seines Landes geschickt und der Anblick der Bücher dort fasziniert ihn dermaßen, dass er einfach bleibt und nicht wieder ins Kloster zurückkehrt. Er lässt sich als Bibliothekar ausbilden und ist besessen davon, in den Büchern nach Spuren der vergessenen Stadt Weep zu suchen, die außer ihm plötzlich jeder für ein Märchen hält.
Und tatsächlich wird er fündig: in Kinderbüchern, alten Rechnungen, kaum noch lesbaren Briefen… Er trägt sein Wissen zusammen, wird dafür jedoch von seinen Mit-Bibliothekaren und den Gelehrten verlacht. Lazlo aber ist überzeugt, dass Weep wirklich existiert. Und dann tauchen tatsächlich Tizerkan-Krieger vor den Toren auf und suchen nach Menschen, die ihnen helfen, den Fluch von ihrer Stadt zu nehmen…
Thema
Was wollen uns Träume sagen? Wo kommen sie her? Und sollte man auf sein Bauchgefühl hören?
Ja!, ist die Antwort von Strange the Dreamer. 🙂
Figuren
Es gibt zwei Hauptfiguren: Lazlo Strange und Sarai.
Lazlo ist, wie der Titel schon sagt, wirklich ein Träumer, der trotz seinem etwas grobschlächtigen Äußeren gutmütig, intelligent und, in seiner Besessenheit von der Stadt Weep, auch weltfremd ist. Im Laufe der Geschichte lernt er jedoch, dass ihm nicht jeder Gutes will. Aus dem unterwürfigen Bibliothekar, wird ein selbstbewusster Mann mit einem offenen und zugleich unschuldigen Geist.
Sarai dagegen ist ein gezeichnetes Kind. Ihr Leben, um das sie stets fürchtet, verdankt sie einem Zufall. Sie ist geplagt von Schuldgefühlen, Verantwortungsbewusstsein und den Geistern der Vergangenheit. Sie ist eine Ausgestoßene und weiß, im Gegesatz zu Lazlo, alles über die Schlechtigkeit der Menschen.
Beide Charaktere finde ich hervorragend entworfen, tiefgründig und jeder auf seine Weise, sehr sympathisch und interessant. Diese Tiefe haben in Strange the Dramer nicht nur die Hauptfiguren. Selbst die Nebenfiguren nehmen im Kopf des Lesers sofort Gestalt an, mit all ihren Ängsten, Kindheitstraumata und Wünschen.
Erzählstil
Bildgewaltig, feinfühlig, einzigartig. Selten liest man so gut geschriebene Fantasy. Hier ist eine wahre Wortmagierin am Werk!
Fazit
Strange the Dreamer hat mich unerwartet in eine fantastische Welt entführt. Es ist als würde man wirklich einem Geschichtenerzähler zuhören, der die Szenen bis ins kleinste Detail mit Sinn und Schärfe füllt. Das ergibt ein sehr intensives Gemisch, bei dem man einfach nicht mehr aufhören kann zu lesen.
Alles ist auf absolut bezaubernde Weise beschrieben, von der ungewöhnlichen Fantasy-Welt bis zum Innenleben der Figuren. Man ist sehr nah dran an Lazlo, Sarai, aber auch dem Götterschlächter Eril Fayne und anderen Nebenfiguren. Von jedem erfährt man früher oder später wie sie denken und fühlen, welche Ängste sie antreiben. Die Figuren zählen zu den herausragenden Stärken dieser Geschichte, zusammen mit dem einzigartigen Worldbuilding, der unglaublich fein gesponnenen Ausdrucksweise…
Ihr seht schon, ich komme ins Schwärmen. Strange the Dreamer hat einfach keine Schwachstellen. 🙂 Hier ist nichts gekünstelt oder übereilt. Alles geschieht genau dann und so wie es sein sollte.
Anmerkung: Die in der deutschen Übersetzung vierbändige Reihe um Lazlo und Sarai besteht in der englischen Originalversion aus nur zwei Büchern, nämlich „Strange the Dreamer“ und „Muse of Nightmare“. Liest man also das deutsche „Strange the Dreamer – Der Junge der träumte“ hat man eigentlich nur die erste Hälfte des ersten Buches gelesen. Da viele deutsche Leser das nicht wissen, sind sie oft enttäuscht, denn die Geschichte scheint am Ende dieses vermeitlich ersten Bandes noch gar nicht richtig angefangen zu haben. Ich vermute, dass die Autorin das so nicht beabsichtigt hat und schlage allen deutschsprachigen Lesern vor, Strange the Dreamer Band 1 und 2 wie ein einziges Buch zu lesen, bevor sie ihr Urteil fällen.
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