„Der Gesang der Flusskrebse“ von Delia Owens
- Autorin: Delia Owens
- Genre: Drama, Roman, Liebesroman
- Verlag: hanserblau
- Jahr: 2019
- Seitenzahl: 464 S.
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Handlung
Kya Clark wird in den 1950er Jahren noch als Kind von Mutter, Geschwistern und schließlich auch dem Vater verlassen. Sie lebt fortan völlig allein im Marschland der amerikanischen Südstaaten. Dort treiben sich außer ihr nur ‚Gesindel‘ und die Nachfahren entlaufener Sklaven herum. Das Milieu ist geprägt von tiefer Armut.
Wie man dort überlebt, bringt sich Kya größtenteils selbst bei. Das wenige Geld, das sie braucht, verdient sie sich durch den Verkauf von Muscheln an den Tankstellenwart Jumpin‘, der später auch zu einem Freund für sie wird.
Und noch zwei andere Freundschaften reifen heran: Die mit dem Kindheitsfreund ihres älteren Bruders, und die mit Chase, dem Schönling und beliebtesten jungen Mann der Gegend. Während der eine aus Mitleid und Hilfsbereitschaft auf Kya zugeht, hat der andere vor allem seinen eigenen Vorteil im Sinn. Und so entstehen, entwickeln und enden all diese Freundschaften auch auf sehr unterschiedliche Weise.
Die zweite Hälfte des Romans wird von einem Kriminalfall beherrscht, in den Kya verwickelt ist. Trotzdem ist „Der Gesang der Flusskrebse“ kein Krimi im eigentlichen Sinn. Denn ich finde auch in den Kapiteln der Gerichtsverhandlung geht es doch hauptsächlich um Kyas Innenleben und wie sie mit dieser Situation zurechtkommt.
Thema
Das Thema von „Der Gesang der Flusskrebse“ ist vor allem Einsamkeit, Isolation und das Leben als Ausgestoßene. Ein zugegeben schwieriges Thema, das bei vielen Lesern vermutlich erstmal lange Gesichter hervorruft. Doch Delia Owens verpackt diese Themen geschickt in eine sehr feinfühlig erzählte Geschichte, in der ein junges Mädchen unfreiwillig dazu gezwungen wird, völlig auf sich gestellt im Leben zurecht zu kommen.
Figuren
Die Ausgangssituation der Geschichte zeigt schon, dass Kya ein sehr starker Charakter ist. Mit all den Widrigkeiten und Belastungen ihrer Situation umzugehen, ohne daran zu zerbrechen, verlangt ihr einiges ab.
Auch die Nebencharaktere, vor allem ihre bereits erwähnten ‚Freundschaften‘ und Liebebeziehungen, sind von Delia Owens hervorragend entworfen und umgesetzt. Sie sind alle samt authentisch und glaubhaft. Jeder hat seine charmanten, aber auch unschönen Schwächen.
Erzählstil
Delia Owens sehr intensive Art zu erzählen ist eine der großen Stärken dieses Buches. Die Autorin versteht es, sich in ihre Hauptfigur hineinzuversetzten, und Kyas Gedanken für den Leser lebending und nachvollziehbar zu machen. Ebenso wie die Tragik ihrer Situation.
Das ganze Buch hindurch ist man sehr nah an Kya dran, folgt ihren Ängsten und inneren Monologen. Ihre innere Schönheit und Unschuld, aber auch ihre Verzweiflung, fühlt man hautnah mit.
Fazit
„Der Gesang der Flusskrebse“ ist ein intensives Buch. Nicht weil man vor Spannung fast umkommt, sondern weil man so nah an Kya dran ist und ihre Tragik und Einsamkeit mitfühlt. Zumindest ging es mir so.
Dieses Buch ist keine spannende Abenteuergeschichte, sondern eher eine Reise in die Gefühlswelt einer sensiblen Außenseiterin. Lässt man sich darauf ein, bleibt man zutiefst berührt zurück. Ein stilles Buch mit unendlichen Gefühls- und Marschlandschaften. Leser, die Figuren gern von innen betrachten, finden hier endlose Weiten.
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