Krabat von Otfried Preußler

„Krabat“ von Otfried Preußler

Handlung

Der Betteljunge Krabat träumt von elf Raben, die auf einer Stange sitzen, und von einer Stimme, die ihn in die Mühle von Schwarzkolm ruft. Dreimal träumt er es. Dann geht er wirklich hin.

Der unheimliche Müllermeister empfängt ihn, und Krabat willigt ein, sein Lehrjunge auf der Mühle zu werden. Natürlich ist er dort nicht allein. Elf Gesellen gibt es neben ihm, die ihm schon bald Freunde oder Feinde werden. Außerdem bemerkt er, dass seltsame Dinge vorgehen. Auf dieser Mühle wird Krabat nicht nur das Müllern lernen.

Thema

In Krabats Geschichte geht es um die Verlockungen der Macht, um Freundschaft, Liebe, und natürlich darum, erwachsen zu werden. Vor allem wegen des ersten Punkts wird Krabat auch der „Sorbische Faust“ genannt. (Mehr zu den Hintergründen der Krabat-Sage erfährst du in hier: https://janisnebel.com/krabat-preusslers-roman-und-der-sorbische-faust/)

Figuren

Zu Beginn der Geschichte ist Krabat ein vierzehnjähriger Waisenjunge. Seine Charaktereigenschaften Mut, Schlauheit und Treue machen ihn zu einer sehr sympathischen Hauptfigur. Er ist aber auch unerfahren und ehrgeizig. Obendrein hat er keine Familie mehr und ist seinen Pflegeeltern davongelaufen. Niemand vermisst ihn oder sucht nach ihm. Das alles macht ihn zum perfekten Lehrjungen auf der schwarzen Mühle.

Ein wichtiger Charakter ist auch der Altgesell Tonda, der Krabats Freund wird und ihn vor den Gefahren der Mühle warnt. Daneben spielen natürlich auch Michal und Juro eine Rolle. Um die Geschichte nicht zu spoilern, werde ich aber nicht mehr über sie verraten.

Der Meister auf der Schwarzen Mühle ist der große Antagonist der Geschichte. Am Anfang weiß man nicht, warum er eigentlich so böse ist. Man lernt ihn nie gut kennen, da er sich, aus guten Gründen, oft von den Müllerburschen fernhält. Aber durch Krabats Erlebnisse mit ihm, und vor allem durch die Geschichten, die der Meister aus seinem eigenen Leben preisgibt, lernt man ihn zumindest verstehen. Ich persönlich finde, der Meister ist auch eine sehr tragische Figur. Bösewichte sind eben immer dann am glaubhaftesten, wenn man versteht, warum sie so böse geworden sind.

Für mich ist der Meister so etwas wie eine negative Zukunftsvision des älteren Krabat. Genau das könnte aus ihm werden, wenn er nicht aufpasst. Aber alles, was der Meister besitzt und kontrolliert, könnte auch Krabat erlangen, wenn er die Risiken einzugehen bereit ist. Der Meister symbolisiert die Verlockung der Macht. Ihre Licht-, aber auch ihre Schattenseite.

Auch die Figur der Kantorka möchte ich erwähnen. Sie spielt zwar eine sehr bedeutende Rolle in Krabats Geschichte, aber es wird nicht viel über sie geschrieben. Man weiß nicht einmal ihren richtigen Namen. Um so faszinierender finde ich, wie sehr die Liebesgeschichte zwischen ihr und Krabat berührt. Otfried Preußler hat es mit nur wenigen Worten und Szenen geschafft, dass man als Leser die tiefen Gefühle zwischen ihr und Krabat mitfühlen kann. Ihre Botschaft ist klar: Die Liebe ist die stärkste aller Magien und siegt über alles! 😉

Erzählstil

Ich liebe Otfried Preußlers Erzählstil! Natürlich ist er ältlich. Schließlich wurde das Buch schon in den 1970er Jahren veröffentlicht, aber das ist keinesfalls abwertend gemeint. Preußler versteht es ganz wunderbar mit schlichten Worten ganau die richtige Nuance an Gefühlen hervorzurufen.

Abgesehen davon liebe ich auch die Episoden, in denen er die Arbeiten der Müllerburschen beschreibt. Ich finde es interessant, so anschaulich zu erfahren, wie handwerkliche Arbeiten vor der Industrialisierung verrichtet wurden. Wie hart sie waren, aber auch welche Geselligkeit sie erlaubten, und wie sehr sie die Gesellen zusammengeschweißt hat.

Fazit

Preußlers Krabat ist eines meiner absoluten Liebingsbücher, das ich schon unzählige Male gelesen habe. Und das fing tatsächlich schon an, bevor ich überhaupt lesen konnte oder wollte. Als Kind hatte ich nämlich das Hörbuch von Krabat. Und wie Kinder so sind, habe ich es unglaublich oft gehört. So oft, dass ich bis heute manche Passage fast mitsprechen kann.

Was ich aber erst viel später erfahren habe, war, dass ich damals eine gekürzte Fassung gehört habe. Die ungekürzte Version habe ich erst als Erwachsene sozusagen wiederentdeckt. Und sie hat mich total umgehauen!

Natürlich fehlten in der gekürzten Version die Passagen, die für Kinder entweder sehr grausam, langweilig oder unverständlich sind (z.B. die Szene in der einer der Gesellen versucht, sich das Leben zu nehmen. Oder die Szene, in der der Meister seinen besten Freund tötet) . Als ich aber die ungekürzte Version zum ersten Mal gehört habe, hat sie der ganzen Geschichte sehr viel mehr Tiefgang gegeben. Und ich war von Neuem gefesselt.

Ich kann Krabat also nur jedem nahelegen. Es ist ein Buch, dass man in jedem Alter lesen kann. Die Erwachsenen lesen eben zwischen den Zeilen noch um einiges mehr als die Kinder.

Oder auch nicht. 😉

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