• Autorin: Christelle Dabos
  • Reihe: Die Spiegelreisende – Band 1 (von 4)
  • Genre: Roman, Jugendbuch, Fantasy, Steampunk
  • Verlag: Suhrkamp/Insel
  • Jahr: 2019
  • Seitenzahl: 535 S.

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Inhalt


Handlung von ‚Die Verlobten des Winters‘

Ophelia, eine junge Animistin, Spiegelgängerin und Leserin von Gegenständen, lebt auf Anima, der Arche, deren Bewohner Objekte beleben können. Sie hat ihre Erfüllung in ihrem Museum für das Erbe der Ahnen gefunden. Am quirligen Familienleben, das auf ihrer Arche üblich ist, nimmt sie wenig teil. Stattdessen spricht sie so leise, dass man sie kaum versteht, trägt mit Vorliebe aus der Mode gekommene Kleider und liebt nichts mehr, als sich in ihrem Museum zu vergraben und die Zeit vor der Zersplitterung ihrer Welt zu studieren.

Ihr Interesse gilt der Vergangenheit, der Zeit der Kriege, die es zu ihren Lebzeiten schon lange nicht mehr gibt. Um sich dieser Leidenschaft widmen zu können, hat sie sich schon aus zwei Heiratsanträgen herausgewunden. Mit ihrer eigenbrödlerischen, verschlossenen Art ist sie eine Außenseiterin. Einzig mit ihrem Onkel, der sein Leben ebenfalls der Vergangenheit gewidmet hat, verbindet sie eine tiefe Freundschaft. Von ihm hat sie gelernt Objekte zu lesen und er ist der einzige, dem sie sich anvertraut.

Doch Ophelias beschauliches Leben nimmt eine unerwartete Wendung, als die ältesten Mütter von Anima entscheiden, sie durch eine diplomatische Heirat auf die weit entfernte Arche Pol zu verbannen. Über die weiß Ophelia wenig mehr, als dass dort der ewige Winter herrscht und die Bewohner harte, mitleidlose Augen haben. Ihre eigene Arche, ihre Familie und ihr Museum muss sie zurücklassen.

Aber sie gibt sich nicht so leicht geschlagen und plant, es ihrem Verlobten, dem Adligen Thorn, so schwer wie möglich zu machen. Sie hofft, dass er sich noch vor der Heirat besinnen und sie nach Anima zurückschicken möge.

Doch als Thorn auf ihrer Arche auftaucht, entspricht er so gar nicht dem Idealbild eines Ehemanns: Er ist unhöflich, kurz angebunden und stößt Ophelias gesamte Familie vor den Kopf. Kurzerhand kündigt er an, sämtliche Verlobungsfeierlichkeiten ausfallen zu lassen, um so schnell wie möglich mit seiner Verlobten auf seine Arche zurückzukehren.


Thema: Worum geht es in ‚Die Verlobten des Winters‘?

Thorn ist für Ophelia so undurchschaubar, wie ihre eigenen Gefühle. Sie muss lernen, aus ihrem selbstgeschaffenen Cocon aufzutauchen und sich mit der Gegenwart, ihrem rätselhaften Verlobten und den tödlichen Intrigen des Hofes auf Pol auseinanderzusetzten. Sie entdeckt, dass mehr hinter der Verlobung steckt, als anfangs vermutet, und dass auch Thorn die Verlobung nicht ohne Hintergedanken arrangiert hat.

Die Verlobten des Winters ist eine Liebesgeschichte. Wie in jedem guten Jugendbuch geht es aber auch um Selbstfindung und das Erwachsenwerden. Und all das steckt in einer spannenden Abenteuergeschichte, in der Ophelia den Geheimnissen und Zusammenhängen ihrer Welt auf die Spur kommt.


Meinung


Plot

Die Geschichte und die Figuren von Die Verlobten des Winters haben mich von der ersten Seite an gefesselt. Christelle Dabos nimmt sich Zeit die Welt und ihre Zusammenhänge nach und nach aufzudecken. Es gibt wenige wirkliche Action-Szenen, aber das hat der Roman meiner Meinung nach auch gar nicht nötig. Denn die Atmosphäre ist durch die gegensätzlichen Charaktere äußerst spannungsgeladen.

Um so weiter die Handlung voranschreitet, um so mehr Abgründe tun sich auf. Beinahe wie in einem Thriller kommt man der Wahrheit auf die Spur. Die vier Bände der Spiegelreisenden-Reihe bauen aufeinander auf und sind eigentlich wie ein einziges langes Buch zu lesen. Die große Auflösung wird es folglich wohl erst am Ende von Band 4 geben.


Figuren

Zusammen mit der weltfremden Ophelia entdeckt man beim Lesen von Die Verlobten des Winters immer neue Geheimnisse und nähert sich langsam dem ruppigen Thorn an, hinter dem so viel mehr steckt, als es am Anfang scheint. Um so weiter man liest, um so mehr gewinnt die Geschichte an Tragweite und die Figuren an Komplexität.

Man betrachtet die Ereignisse aus Ophelias Augen, erlebt ihre Hilflosigkeit und emotionalen Blockaden, die ihr das Leben noch schwerer machen, als es ohnehin schon ist. Sie ist eine ungeschickte Antiheldin, mit der man sich schnell identifizieren kann und die erst im Laufe der Geschichte entdeckt, wer sie eigentlich ist und was in ihr steckt.

Auch ihr Verlobter Thorn ist alles andere als der typische Schönling und kämpft gegen äußere und innere Feinde gleichermaßen. Es ist eine einfühlsame, gefühlsbetonte Geschichte, die die fragilen und zugleich starken Herzen ihrer Protagonisten wiederspiegelt.


Worldbuilding

Die von Christelle Dabos geschaffene Welt mit ihren Archen, den Archengeistern und den verschiedenen Fähigkeiten der Bewohner, ist fantasiereich und einzigartig. Sie lehnt sich an keine mir bekannten Vorbilder an. Das Worldbuilding ist für mich eine der absoluten Stärken der Spiegelreisenden-Reihe.


Erzählstil

Die Sprache ist feinsinnig und sensibel. Über nichts wird schnell hinweg gegangen. Eine besondere Freude hatte ich bei den Beschreibungen der animierten Gegenstände: Die alten Häuser mit ihren griesgrämigen Marotten, Ophelias Schal, das mich immer an eine Katze erinnert, oder ihre Brille, die wie ein Körperteil heilt und mit Ophelias Stimmungen die Farbe wechselt. Diese Details und ihre sprachliche Umsetzung machen das Buch zu einer wahren Perle.


Fazit


Die Verlobten des Winters kommt als angenehm unverbrauchte Geschichte daher. Sie hat es nicht nötig mit reißerischer Action oder übertriebener Gewalt um Aufmerksamkeit zu heischen. Folglich ist es auch nichts für Fans von ausgeklügelten Schwertkämpfen (zumal in Ophelias Welt eher die Steampunk-Pistole gezogen wird) oder epischen Schlachten. Vielmehr überzeugt das Buch mit guten Dialogen, der einzigartigen Welt und seinen komplexen Charakteren.

Im Mittelpunkt steht die Liebesgeschichte zwischen Ophelia und Thorn, auch wenn dieser Teil der Erzählung sich einige Zeit lässt, in Gang zu kommen. Doch gerade diese Langsamkeit macht für mich den Reiz von Die Verlobten des Winters aus.

Dieses Buch ist direkt in mein Regal mit der Aufschrift ‚Lieblingsbücher‘ gewandert. Zum Zeitpunk dieser Buchempfehlung habe ich es schon zum dritten Mal gelesen. Und es wird bestimmt nicht das letzte Mal gewesen sein. 🙂

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